Derbyniederlage mit fadem BeigeschmackTimmendorfer Strand - Die Pokalansetzung Beach-Boys gegen Piranhas versprach Regionalliga Eishockey auf höchstem Niveau und das bekamen die Zuschauer in der Eishalle am Kurpark auch lange Zeit geboten.
Die Zuschauer im ETC bekamen zwei komplett unterschiedliche Spielhälften geboten.  Bis zur 28. Minute war es sicherlich das beste Spiel seit langer Zeit  in Timmendorf. Beide Mannschaften lieferten Regionalliga Eishockey auf höchstem Niveau. Es wurde schnell nach vorne gespielt und aggressiv verteidigt, wobei es zwar reichlich harte Bodychecks gab, beide Teams in ihren Aktionen aber größtenteils fair blieben.

Die Beach-Boys gaben ab der ersten Minute Vollgas und führten nach nicht einmal zwei Minuten mit 2:0 gegen den großen Favoriten aus Rostock. Youngster Timo Wassermeier hatte eine tolle Vorarbeit von Alexandre Santos und Christian Herrmann zum 1:0 verwertet und Marcus Klupp nur kurze Zeit später das 2:0 nachgelegt. In der zehnten Spielminute erhöhte Jason Horst im Powerplay sogar auf 3:0 für die Gastgeber. Die Piranhas, die anfangs gar kein Mittel gegen die furios aufspielenden Strandjungs fanden, kamen durch den Ex-Timmendorfer James Trevena-Brown noch im ersten Spielabschnitt zum Anschlusstreffer.

Nach nur 20 Sekunden im zweiten Drittel erhöhte Torjäger Korbinian Witting auf 4:1, doch Thomas Dreischer stellte postwendend den alten Abstand wieder her und Karol Bartanus verkürzte etwas später auf 4:3 (28.). Was dann kommen sollte, werden die anwesenden Zuschauer (über 700) sicherlich nicht so schnell vergessen. Hauptschiedsrichter Meier verteilte zahlreiche Strafen gegen die Beach-Boys und zum Ende des Spielabschnitts saßen mit Jeff Maronese, Marcus Klupp, Alexandre Santos und Patrick Saggau gleichzeitig vier Leistungsträger des EHCT06 jeweils eine zehnminütige Disziplinarstrafe ab. Die Gäste nutzten diese Möglichkeit aus und kamen nicht nur zum Ausgleich sondern drehten das Spiel bis zum Drittelende auf 4:7, wobei sie besonders ihre Überzahlmöglichkeiten eiskalt verwerteten. Die Mannschaft von Coach Matze Schnabel war mehr mit dem Schiedsrichter als mit dem Gegner beschäftigt und das eigentlich fair geführte Spiel drohte zu eskalieren, so dass sich Schnabel genötigt sah, seine Mannschaft zwei Minuten vor Drittelende in die Kabine zu holen, um etwas Ruhe in das Spiel zu bringen und die Gemüter abzukühlen.

Die Geschichte des Schlussabschnitts ist schnell erzählt: Gegen die Beach-Boys hagelte es weiter teilweise diskussionswürdige Strafen und die Piranhas nutzten die daraus resultierenden Überzahlspiele im Stile einer Spitzenmannschaft aus und sorgten für vier weitere Treffer zum deutlichen 4:11 Endstand. Neben weiteren Disziplinarstrafen mussten Christian Herrmann (Spieldauerdisziplinarstrafe) und Patrick Saggau (Matchstrafe nach einem unabsichtlichen Rempler gegen den Schiedsrichter) frühzeitig duschen gehen. Goalie Björn Reinke, der zahlreiche Glanzparaden gezeigt hatte, musste auch das Eis verlassen. Im Gegensatz zu seinen Teamkollegen zog er sich aber leider eine Verletzung zu und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Er droht mit Verdacht auf Muskelfaserriss länger auszufallen. In den letzten Minuten standen Coach Schnabel wegen Verletzungen und Strafen nur noch ganze sechs Feldspieler zur Verfügung und er konnte somit nicht wie üblich reihenweise wechseln, sondern die beiden übrig gebliebenen Verteidiger spielten durch und ein Stürmer konnte immer für kurze Zeit verschnaufen. Schnabels „letzte Mohikaner“ hatten gegen die starken Rostocker natürlich nichts mehr entgegen zu setzen. Sie kämpften heroisch, konnten die letzten Gegentore aber nicht mehr verhindern. Dieser Einsatz wurde von den Zuschauern gewürdigt, denn trotz des deutlichen Ergebnisses verließ niemand frühzeitig die Halle und die Beach-Boys wurden bis zur letzten Sekunde von ihren Fans unterstützt.

Dass es aus Sicht der Spieler kein unfaires Spiel gewesen war, auch wenn insgesamt über 200 Strafminuten auf den ersten Blick eine andere Sprache sprechen, wurde nach dem Spiel deutlich, als beim Handshake der Mannschaften auf beiden Seiten auch die im Spiel durch Strafen und Verletzungen ausgeschiedenen Spieler teilnahmen und sich gegenseitig beglückwünschten.

Dass für Sonntag angesetzte Pokalspiel in Rostock musste unterdessen abgesagt werden, da die Beach-Boys aufgrund von Verletzungen, Erkrankungen und Sperren keine spielfähige Mannschaft stellen können. Das Spiel wurde in Absprache mit der Ligenleitung auf den 20.11.2009 (20 Uhr) verschoben. Bereits erworbene Tickets behalten ihre Gültigkeit. Am kommenden Wochenende müssen die Strandjungs zweimal in der Regionalliga Nord antreten. Am Freitag (13.11.) gastiert die SG Salzgitter in der Eishalle am Kurpark und am Samstag muss der EHCT06 dann auswärts beim alten Rivalen aus der Wedemark antreten (20 Uhr). (KS)