Timmendorfer Strand - Mike Weber (einer von drei Vertrauensleuten des Bürgerentscheides am kommenden Sonntag, dem 05.09.2010, in der Gemeinde Timmendorfer Strand) appelliert an CDU, WUB, Grüne und das fraktionslose Gemeinderatsmitglied Ulrich Herrmann (FDP) den Bürgerinnen und Bürgern nicht länger Nachhilfe in Meinungsfindung zu erteilen.

„Die Pro-und Kontra-Argumente bzgl. des angedachten Baus einer asiatischen Teehauses auf der sog. Seeschlösschenbrücke sind ausreichend ausgetauscht und hinlänglich bekannt! Am kommenden Sonntag entscheidet nun der Souverän, die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde, ob ein Teehaus in asiatischem Stil gebaut werden soll oder nicht. Der bayerische Volksentscheid zum Rauchverbot in Gaststätten im Sommer diesen Jahres, der Volksentscheid in Hamburg zur Schulreform vor wenigen Wochen sowie die aktuellen Proteste in Stuttgart zum umstrittenen Abriss des Hauptbahnhofs bestätigen, dass wir mit dem Bürgerentscheid auf dem richtigen Weg sind.
Die Bürgerinnen und Bürger wollen sich nicht länger von einer vermeintlich politischen Klasse Entscheidungen aufbürden lassen, die ihr Leben maßgeblich (negativ) beeinflussen!
Die Bürgerinnen und Bürger sind mündig genug um zu entscheiden, ob ihnen der angedachte asiatische Stil gefällt oder nicht.
Architektur ist eine Kunstform, die uns tagtäglich begegnet. Sie erfreut jeden Empfindungsfähigen mit ihren geglückten Werken und belästigt ihn mit den missratenen oder per se häßlichen. Die empfangenen Eindrücke wirken auf jeden von uns – auf den Musischen mehr als auf den Stumpfen, zum Guten und zum Schlechten. Die Sinne wehren sich auf Dauer durch Nichtbeachtung; diese Gewöhnung ist schlimm! Missfallenden Büchern, Bildern oder Musik kann man sich entziehen; einem Bauwerk jedoch nicht.

Die Argumentation eines Teils der Gemeindevertretung, dass bei der Umgestaltung des Außenbereichs der Lesehalle ein hohes Maß an Sensibilität bewiesen worden sei, ist nach meinem Dafürhalten Beweis für keinerlei ästhetisches Feingefühl. Das Potpourri des chirurgisch sterilen Gartens, mit den für unsere Region atypischen Buddahstatuen, der grobschlächtige Buddha-Glaskasten in Kombination mit dem regionaltypischen Reetdachhaus stechen den Ästheten unter uns schmerzhaft ins Auge. Das geplante vermeintlich asiatische Teehaus würde dieses Empfinden an die Grenze des Erträglichen führen.

Es ist nun an den Wählerinnen und Wählern zu entscheiden, ob sie bereit sind ihre Steuermittel in erheblichem Umfang für den Bau der technisch deutlich aufwendigeren Brücke auszugeben, damit das asiatische Teehaus gebaut werden kann. Fakt ist, dass die angedachte Brückenkonstruktion mindestens das Doppelte dessen kostet, was eine „einfache“ Seebrücke ohne asiatisches Teehaus kosten würde. Wie ich meine, handelt es sich um ein Selbstinszenierungs-Ensemble auf Kosten des Steuerzahlers. Die Gemeinde müsste hierfür einen Kredit aufnehmen! Der vermeintlich Schenkende sagt selbst, dass das Haus niemals wirtschaftlich zu betreiben sei. Da stellt sich die Frage, wer später einmal die Unterhaltskosten des Teehauses tragen soll, nachdem Herr Hunke nicht mehr auf Erden weilt? Uns droht ein weiterer Spezialbau, ein zweites Kurmittelhaus, der keiner alternativen sinnvollen Nutzung zugeführt werden kann: ein Millionengrab! Mit Millionengräbern hat unsere Gemeinde aber ausreichend Erfahrung. Als jüngstes Beispiel aus der Vergangenheit sei nur die „Ostsee-Card“ erwähnt. Auf Biegen und Brechen musste sie eingeführt werden, da unserer vom Tourismus abhängigen Gemeinde ansonsten der Untergang drohte. Von der „Ostsee-Card“ ist außer einem Stück Papier nichts übrig geblieben. Der prognostizierte Untergang blieb aus. Wie wundersam!
Ein weiterer Blick in die Vergangenheit unserer Gemeinde fördert die unsägliche Idee der Abschaffung des „Seepferdchens“ als Symbol Timmendorfer Strands und Niendorfs zu Tage. Der damalige Kurdirektor und heutige Bürgermeister,Volker Popp, kam seinerzeit auf die grandiose Idee, das Seepferdchen abzuschaffen und durch ein nichtssagendes Symbol, dass einen Mittelpunkt versinnbildlichen sollte, zu ersetzen. Verbunden war diese Idee mit dem Slogan „DINKS“- „Double Income No Kids“ (auf Deutsche: doppeltes Einkommen, keine Kinder. Mit anderen Worten: Die neue Zielgruppe Timmendorfer Strands und Niendorfs sollten Paare, von denen beide berufstätig sind und Einkommen generieren, ohne Kinder sein!). Auch damals hieß es von Volker Popp, wenn die Gemeinde den Anschluss nicht verpassen wollte, müsste sie das Seepferdchen abschaffen und die Strategie DINKS einführen. Von beiden Ideen will der Bürgermeister heute nichts mehr hören, es soll in Vergessenheit geraten!

Ebenso verhält es sich mit dem nun schon seit Jahren leerstehenden „Kurmittelhaus“ am sog. „alten Kurpark“: Auch dies wollte Volker Popp damals unbedingt gebaut haben, obwohl ihm, nach meinen Informationen, damals zahlreiche Fachleute von der Realisierung des Baus des Kurmittelhauses abgeraten haben, da die gesetzlichen Krankenkassen keine sog. „offenen Badekuren“ mehr finanzieren würden. Das Kurmittelhaus wurde gebaut, da, so die offizielle Begründung, die Gemeinde als Urlaubsdestination ansonsten den Anschluss an den Wettbewerb verlöre. Wir alle wissen, wie es tatsächlich ist: Das Kurmittelhaus steht als „Nur-so-da-Haus“ in der Gegend herum, unsere Gemeinde erfreut sich großer Beliebtheit bei unseren Gästen. Weder Timmendorfer Strand noch Niendorf haben den Anschluss verloren. Die Politik muss endlich aufhören die Bürgerinnen und Bürger für dumm zu verkaufen und ihnen ständig Angst zu machen! Es kommt einem doch schon vor wie in einem absurden Theaterstück, wenn zunächst immer wieder die Rede davon ist, dass ein asiatisches Teehaus gebaut werden soll und Bürgermeister Popp dann beispielsweise in den LN vom 02.06.2010 sagt, man können darüber streiten, ob das asiatische Teehaus überhaupt asiatisch sei.
Timmendorfer Strand und Niendorf gehen nicht unter, wenn das asiatische Teehaus nicht gebaut wird. Frei von diesen Ängsten kann jeder für sich entscheiden, ob sie/er eine Bau in einem Architekturstil haben möchte, der ohne jeden gesellschaftlichen oder historischen Bezug zu unserer Region dastehen wird. Auch im Disneyland in Los Angeles oder im Lego-Land im dänischen Billund sind allerlei (Phantasie-)Gebäude aus verschiedenen Erdteilen ohne jeden gesellschaftlichen oder historischen Zusammenhang zu sehen. Ich habe große Zweifel, dass man in der Südsee an den Strand ein Schwarzwaldhaus bauen würde. Wer Stil hat, käme auch nicht auf die Idee neben das weltberühmte Nürnberger Bratwursthäusle eine holsteinische Reet gedeckte Kate zu bauen. Bis auf Antarktika bin ich auf allen Kontinente gewesen, aber noch nirgendwo ist mir ein solcher Kitsch und Stilbruch untergekommen wie der, der bei uns gegenwärtig an der Ostsee angedacht ist.

Die Stellungnahme der Initiatoren des Bürgerbegehrens, u.a. vergangenen Mittwoch in „Der Reporter“ abgedruckt, enthält keine wahrheitswidrigen Behauptungen. In der amtlichen Begründung des Kreises Ostholstein zur Zulässigkeit des Bürgerbegehrens mit Datum vom18.06.2010 heißt es auf Seite 2 im zweiten Absatz:

„Ausweislich der Niederschrift dieser Sitzung (Anm. d. R. gemeint ist die des Gemeinderates vom 17.12.2009) wurde der unter TOP 24 nichtöffentlich gefasste Beschluss noch in derselben Sitzung der Gemeindevertretung unter TOP 25 bekannt gegeben. Der Letter of Intent, der als Anlage IV eine Zeichnung der Seebrücke mit Teehaus enthält, wurde in dieser Bekanntmachung lediglich erwähnt, nicht aber selbst bekannt gegeben und stand damit der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung.“

Insbesondere die angebliche Bürgerrechtsfraktion von Bündnis90/Die Grünen im Timmendorfer Gemeinderat muss sich die Frage gefallen lassen, weshalb sie nicht in einer Gemeinderatssitzung auf die Idee gekommen ist, einen Antrag auf Durchführung eines Bürgerentscheids zu stellen. Gerade die Grünen sind es doch, die immer wieder Bürgerbegehren und Volksentscheide fordern. Hätten der Gemeinderat den Bürgerentscheid beschlossen, hätten nicht zahlreiche Helferinnen und Helfer nach Feierabend in ihrer Freizeit Unterschriften zur Erreichung des Bürgerbegehrensquorums sammeln müssen.

Auch die Fraktionsmitglieder der Grünen müssten doch im Ort die Stimmung zu dem kontrovers diskutierten Thema mitbekommen haben! Meinerseits ist angeregt worden, dass der Gemeinderat einen Bürgerentscheid beschließt. Aufgegriffen hat es keiner der Gemeinderatsmitglieder. Vielmehr ist es so, dass Bürgermeister Volker Popp noch am 11. Juni 2010 ein Schreiben mit den abenteuerlichsten Argumenten an die Kommunalaufsicht in Eutin schickte, um den Bürgerentscheid zu Fall zu bringen. Herr Popp wird diesen Versuch der Bürgerentscheids-Vereitelung wohl nicht ohne die Zustimmung der ein oder anderen Gemeinderatsfraktion unternommen haben. Die Lokal-Politik muss voller Angst bzgl. eines ablehnenden Bürgerentscheids sein und ist krampfhaft darum bemüht diese Angst auf die Wählerinnen und Wähler zu übertragen. Lasst doch die Menschen entscheiden- frei von Ängsten! Die haben alle ihren eigenen Kopf!
Entweder wollen die Niendorfer und Timmendorfer dass aus ihrer Heimatregion Ostsee Ostasien wird oder eben nicht! Ich bin da ganz entspannt!“, so Mike Weber.